Von der Pyramide zum Ecosystem: HyValue-Forschungsreport zur Wertschöpfung in der Automobilindustrie erschienen

08.11.2022, die „Chip-Krise“ hat die Wertschöpfungsketten der Automobilindustrie ins Zentrum der Öffentlichkeit gerückt. Sie hat eine breite Debatte darüber ausgelöst, wie künftig die Folgen solcher disruptiven Ereignisse minimiert und die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen in Wertschöpfungsketten verbessert werden kann.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundvorhaben HyValue -Hybridisierung in der Value Chain setzt sich seit mehreren Jahren intensiv mit diesen Fragen auseinander. Ausgehend von einem soziotechnischen Forschungs- und Gestaltungsansatz wurde im Projekt ein Prototyp für eine digitale Kollaborationsplattform in Entwicklungsprozessen der Automobilindustrie entwickelt und komplementär ein Konzept kollaborativer Dienstleistungsarbeit zur Verbesserung unternehmensübergreifender Entwicklungsarbeit erstellt. Der Forschungsreport Von der Pyramide zum Ecosystem. Mit soziotechnischen Innovationen die Zusammenarbeit in der Automobilindustrie stärken ist nun erschienen. Er bündelt die wesentlichen Ergebnisse des Vorhabens, macht diese einer breiten Fachöffentlichkeit zugänglich und bildet zugleich die Abschlusspublikation des Projekts.

Zum Forschungsreport: https://www.isf-muenchen.de/pdf/HyValue_Forschungsreport_2022.pdf

Zur Pressemitteilung: https://idw-online.de/de/news804307

Das Projekt

Kollaborative Dienstleistungsarbeit im Wertschöpfungssystem

In häufig weltweit verteilten Wertschöpfungssystemen bilden Systemzulieferer in der Automobilindustrie die zentrale Schnittstelle zwischen den großen Herstellern einerseits und den meist kleinen Komponentenzulieferern andererseits. Ihre Rolle wird aufgrund zunehmender Verflechtungen in der Lieferkette sowie der wachsenden Bedeutung digitaler Systeme immer wichtiger und ihr Aufgabenspektrum erweitert sich: Sie müssen zu „hybriden Kollaborationsexperten“ werden, die die Steuerung, das Management sowie die Integration von Prozessen, Produkten und Services im Wertschöpfungssystem übernehmen. Für solche „kollaborativen Dienstleistungen“ sind geeignete Methoden und Prozesse sowie deren Einbettung in die unterschiedlichen Arbeitsorganisationen unabdingbar.

Ziele

Das Ziel des Forschungsprojekts HyValue ist die Entwicklung eines Konzepts für „kollaborative Dienstleistungsarbeit“ und darauf aufbauend die Entwicklung eines neuen Geschäftsmodells „hybrider Kollaborationsexperte“ für Systemzulieferer in der Automobilbranche, das Entwicklungs- und Produktionsprozesse zwischen den verschiedenen Akteuren koordiniert und zusammenführt.

Vorgehen

Am Beispiel des Termin- und Statusmanagements im Produktentwicklungsprozess werden Prozesse für „kollaborative Dienstleistungsarbeit“ gemeinschaftlich erforscht, gestaltet und erprobt. Die Erfahrungen und Anforderungen der unterschiedlichen Nutzer werden in eine interaktive Kollaborationsplattform integriert und Spielregeln für die Kooperation erarbeitet. Durch die Entwicklung eines digitalen Prozessmodells für Projektmanagement, das unterschiedliche Arbeitsweisen miteinander synchronisiert, wird die Einbeziehung von KMU erleichtert. Der Einsatz partizipativer Methoden sichert die Einbindung der Beschäftigten und Führungskräfte. Zur Nutzung virtueller Projekträume wird eine cloudbasierte Software entwickelt. Die erarbeiteten Lösungen werden in der Kollaborationsplattform als Kern des Geschäftsmodells „hybrider Kollaborationsexperte“ zusammengeführt. In neuen Arbeitsformen, bis hin zur Echtzeit-Zusammenarbeit aller Akteure werden die Beschäftigten zu „hybrider Kollaboration“ befähigt. Als Ergebnisse entstehen ein Gestaltungskonzept für die Kollaborationsplattform, ein Kompetenzatlas mit tätigkeitsbezogenen Rollen- und Kompetenzprofilen, Leitfäden für lernförderliche Arbeit sowie ein hybrides Referenzmodell für die Projektsteuerung.

Verbundpartner

Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. – ISF München (Koordination) 
Hochschule Landshut 
Honasco Kunststofftechnik GmbH & Co. KG 
Lisa DRÄXLMAIER GmbH 
collaboration Factory AG